
Ja, ich will!
Es brauchte Jahre bis ich mich entschliessen konnte in die Politik einzusteigen. Dafür will ich es jetzt umso mehr: Ich kandidiere für den Grossen Rat des Kantons Bern.
Seit Jahren wird es mir von meinen Freund:innen prophezeit: „Raffi, irgendwann steigst du eh in die Politik ein!“ Jahrelang habe ich mich geweigert, dem Gedanken Raum zu lassen. Zu angewidert war ich von der Verbandelung zwischen Lobbyist:innen und Parlamentarier:innen, von all den Verwaltungsratsmandaten unserer gewählten Volksvertreter:innen, vom internen Hickhack vieler Parteien. Nun tu‘ ich es doch. Und der eine oder die andere mag sich fragen, weshalb?
Zu viele Gründe führen ins Parlament
So einfach zu beantworten ist mein Meinungsumschwung nicht. Und ich bin nach wie vor nicht angetan vom Parteiensystem mit all seinen absurden Auswüchsen. (Bitte haut mir das um die Ohren, sollte ich eines Tages plötzlich etwas anderes vertreten!) Aber die langen Jahre politischen Aktivismus‘ auf der Strasse, in zig Projekten und beim Konsumentenschutz haben mir eines klar aufgezeigt: Am Ende werden die Dinge dann halt doch im Parlament entschieden. Wenn ich also Dinge verändern und verbessern will, dann muss ich direkt oder indirekt auf das Parlament einwirken. Indirekt habe ich jetzt lange genug eingewirkt. Bewirkt hingegen? Naja. Mässig viel. Und das ist schon eher beschönigend ausgedrückt. (Mehr erreicht habe ich in Projekten. Ich durfte beispielsweise das Repair Café Bern mitgründen, die LeihBar Bern aufbauen. Bei fast 100 Repair Cafés in der ganzen Schweiz Geburtshilfe leisten. Das ist toll. Aber es reicht leider hinten und vorne nicht.) Wenn du von aussen auf Parlamente wirken willst, brauchst du drinnen gute Leute. Leute, die mithelfen, damit die Sache zu gären beginnt und sich nach und nach Dinge bewegen. Ich will nicht sagen, dass es in den Schweizer Parlamenten keine guten Leute hat. Aber es braucht definitiv noch mehr davon. (Hui, ist das jetzt schon billige Eigenwerbung? ;). Ich will also in den Grossen Rat, weil ich direkt bei den parlamentarischen Gärprozessen mithelfen will und nicht mehr nur von aussen einwirken möchte. Das ist ein wichtiger Grund. Aber nicht der einzige.
Grund Nummer zwei: Weshalb geht rotgrün so oft mit Kompromissen in die Diskussion?
Ich habe oft das Gefühl, dass linksgrüne Politiker:innen bereits mit einem Kompromissvorschlag in die politische Debatte starten. Wenigstens ist es das, was ich mitbekomme. Ich bin der Meinung, dass das nicht richtig ist und die Strategie der rechten Parteien könnte mir recht geben. Die gehen genug oft mit Maximalforderungen in die Debatte. Dadurch haben sie mehr Verhandlungsmasse und der finale Kompromiss tendiert zu ihren Gunsten. Ich will mehr sture linksgrüne Politik mit vernünftigen Maximalforderungen! Dabei geht es mir nicht ums Prinzip, sondern beispielsweise schlicht um die Tatsache, dass die Umwelt, die wir gerade im grossen Stil zerstören, sich nicht an politische Kompromisse halten wird. Da geht es um unverhandelbare Naturgesetze. Mit höheren Maximalforderungen in die Debatte gehen, heisst für mich aber nicht, dass die politischen Gegner:innen niedergeschrien werden. Im Gegenteil: Gut zuhören. Bedürfnisse und Ängste rausspüren. Gemeinsamkeiten suchen. Das alles sind Key Factors.
Grund Nummer drei: Noch glaube ich…
Ich muss den politischen Betrieb am eigenen Leib erfahren. Ich glaube daran, dass sich Menschen durch gute Argumente, einer anständigen Portion Herzblut und einen rhetorischen Kick in den Hintern überzeugen lassen. Ich bin allerdings nicht so ein guter Mann des Glaubens. Deshalb will ich erfahren, ob ich in dieser Sache komplett falsch liege oder nicht. Ich muss es wissen!
Grund Nummer vier: Bin ich der geborene Politiker?
Ich liebe es, zu politisieren. Habe ich schon erwähnt, dass mir manche Freund:innen schon immer den Politiker anhängen wollten? Eben. Vielleicht sollte ich das mal ernstnehmen und dort politisieren, wo es vor allem hingehört: Ins Parlament!? Ob das meine Freund:innen vor meinen politischen Ansichten bewahrt; wohl kaum! Sorry! 😉
Grund Nummer fünf: Weil Fässer überlaufen können
Da war noch die Sache mit dem CO2-Gesetz, das so unglaublich versemmelt wurde. Das brachte das Fass endgültig zum Überlaufen. Und mich zum Überlaufen. (Aber das ist eine andere Geschichte, die ich auf diesem Blog vielleicht sonst mal erzähle…) Mir wurde einmal mehr bewusst: Entweder verfluchst du ein weiteres Mal die Politik oder du gehst jetzt endlich in diesen Zirkus und gibst dir die grösste Mühe, dass so etwas nicht wieder passiert. Ob ich mich da überschätze? Ja, eh. Ist trotzdem eine gute Haltung. Hoffe ich…

Let’s fix it!
Und so gebe ich jetzt seit Anfang Jahr Vollgas, um den Menschen im Wahlkreis Bern Mittelland-Nord meine Person auf die Nase zu binden. Das ist etwa so schwierig, wie es sich anhört. Denn ich habe kein grosses Portemonnaie (immer zu viel ehrenamtliche Arbeit gemacht in der Vergangenheit, Familie hilft auch nicht, von Gemeinschaft ganz zu schweigen…), als dass ich die Strassen und Zeitungen mit meinen Plakaten vollkleben könnte. Was ich aber habe ist immense Energie, eine Freude, wie ich sie schon lange nicht mehr spürte. Und Zeit, Ideen und gute Leute im Hintergrund, die mich mit ihren weltklasse Skills unterstützen. (Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle dafür, ohne euch ginge es nicht!) Und ich habe die grösste Lust, meine Ideen ins Berner Parlament zu tragen. Denn es gibt sooooo viel zu tun. Let’s fix it! 🙂
Alleine werde ich das aber auf gar keinen Fall schaffen. Du kannst helfen!
Ab morgen läuft übrigens meine Vorkampagne auf Social Media an. Wie sie heisst, ist wohl keine Überraschung: